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Freitag 13. Dezember 2013

Atoll Routine

Unser Standort: Vor Anker vor dem Dorf Bosoria am Südpass des Nuguria Atolls, Papua Neuguinea

 

Mit Nuguria haben wir einen richtigen Glückstreffer gelandet. Das Wetter ist relativ ruhig, das Dorf mit Sicherheit eines der schönsten, das wir jemals gesehen haben, und die Leute sind freundlich, fröhlich und lachen gerne.

 

Inzwischen hat sich so auch schon eine kleine Atoll Routine eingeschliffen. Nach der Funkrunde am Morgen, auf der Volker irgendwie in die Aufgabe reingerutscht ist, Stevie auf SY Ironie mit Wetter zu versorgen, geht es erst einmal zum Schnorcheln, Fischen oder Tauchen. Anschließend ist Schiffsunterhalt angesagt und am Nachmittag pilgern wir an Land, wo wir immer von einer Horde Kinder erwartet werden.

 

„Hello Michelle, hello VK!“, schallt es uns dann aus dutzenden Kehlen entgegen und wir versuchen uns im Namenraten. Das ist Reap, mit der Frisur wie ein aufgeplatztes Sofakissen, und das Riki, die Tochter von Atua. Außerdem sind da noch die naseweise Nesein, die überschüchternen Betty und Susanna, die immer lächelnde Tarapino mit ihrer Schwester, vielleicht sogar ihrer Zwillingsschwester, mehrere Jungs, die alle Junior heißen, Brandon und Teta, der Sohn von David, einem der beiden Polizisten auf der Insel.

 

Mit Freddie, David und Atua haben wir uns recht schnell angefreundet, die Zurückhaltung der ersten paar Tage ist recht schnell verschwunden. Wir bringen ihnen jeden Tag Fisch oder DVDs mit Filmen und Dokumentationen mit, sie versorgen uns mit Motomoto, den Trinkkokosnüssen, Obst und Papageienfischen. Und das wichtigste ist natürlich viel „storiem“, also Geschichten erzählen.

 

Sobald wir erscheinen, lassen die drei alles stehen und liegen und wir sitzen zusammen im Schatten einer Palme und quatschen. Über rücksichtslose Fischerboote, die einfach in die Lagune reinkommen und gegen den Protest der Inseleigentümer mit riesigen Netzen und starken Unterwasserlampen Köderfische fangen. Über Wissenschaftler, die hierher gekommen sind, um Tunfische mit Satellitensendern zu bestücken. Über das Brautgeld, das hier in Form von Walzähnen, Geschirr und Laplaps (Sarongs) fällig ist. Über das Versorgungsschiff, das am Wochenende zum ersten Mal seit letztem Januar hier Halt machen soll. Über Europa und wie es ist, im Winter alles eingeschneit und zugefroren zu haben. Geschichten gibt es genug und wir alle haben einen Riesenspaß daran, etwas aus der jeweils anderen Welt zu erfahren.

 

Inzwischen trauen sich auch die Frauen ein wenig näher an unsere Palaverrunde ran. Und auch wenn sie nicht mitreden (dürfen?!), so hören sie doch genau zu. Anscheinend gibt es auch noch weitere Leute, die sich gerne mit uns unterhalten würden, erzählt uns Atua, aber sie trauten sich nicht, weil ihr Englisch zu schlecht sei. Wir versichern ihm, dass wir damit überhaupt kein Problem hätten, unser „tok ples“, unsere Beherrschung der Sprache von Nuguria sei schließlich noch viel schlechter. Kann gut sein, dass morgen nun ein paar mehr Leute zu „tok tok“ und „storiem“ kommen. Uns soll’s recht sein…

 

Bild des Tages:

Insulaner unter sich: David, Atua und eine kleine i-Kiribati namens Michelle