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Mittwoch 17. Juli 2013

Ganz schön was los

Unser Standort: Vor Anker vor Analghowhat, Anatom, Vanuatu

 

Mann, haben wir jetzt einen aufregenden Tag hinter uns. Und etwas überraschend sind wir zurück im Süden von Anatom. Was ist passiert.

 

Nun ja, zunächst einmal kam gestern Nachmittag und immer stärker im Laufe der Nacht der angekündigte Schwell und der Starkwind auf. LA GITANA ruckte dermaßen in den Heckanker ein und legte sich unter den heftigen Fallböen so stark auf die Seite, dass es kein Vergnügen war. Zudem knallte die immer höher in die Bucht laufende Dünung permanent mit lauten Explosionen unters Heck, dass wir uns beide zum Schlafen in den Salon verzogen. Doch auch dort schaukelte LA GITANA so heftig, dass man beinahe von der Koje rutschte.

 

Mitten in der Nacht dann ein Knall als wäre gerade der Besanmast gebrochen. Als sich das Schiff dann nach ein paar Minuten quer zur Dünung legte war klar: Die Leine des Heckankers war gerissen. Immerhin ein Gurtband mit einer Bruchlast von 3 Tonnen. Damit war’s natürlich mit der Nachtruhe vorbei. In der Dünung, die wie wir am Morgen sehen konnten, einen guten Meter hatte, schaukelte LA GITANA schlimmer als auf See.

 

Was ein Glück hatten wir für heute früh einen Ausflug mit Patricia und Michel in die Bucht vereinbart, wo früher einmal eine Walfangstation gewesen war. Nichts wie weg hier und runter vom Schiff, auch wenn das bedeutete, dass wir zu viert im Dinghi in der Vier-Meter-Dünung zwei Meilen auf offener See unterwegs waren. Alles besser, als weiter durchgeschaukelt zu werden.

 

Beinahe drei Stunden sind wir in der anderen Bucht rumgestiefelt und haben im Unterholz nach Hinterlassenschaften der Walfänger gesucht. Gefunden haben wir ein paar Hütte und vor allem ein Camp von Holzfäller. Sie haben an mehreren Stellen im Gebüsch schöne große Bäume gefällt und zu Bauholz kleingesägt. Ganz offensichtlich müssen sie dazu eine mobile Bandsäge benutzen. Die haben sie mit viel Liebe so eingesetzt, dass alle Vierkanthölzer unterschiedliche Abmessungen haben. Das muss man auch erst einmal schaffen, so viel Kreativität in die Holzfällerei zu packen.

 

Inzwischen war bei uns dann auch der Entschluss gereift, dass wir keinesfalls eine weitere Nacht hier in der Bucht verbringen werden. Nur was tun? Entweder über Nacht nach Tanna segeln und hoffen, dass Port Resolution besser gegen den Schwell geschützt ist. Oder zurück in den Süden von Anatom, wo wir gerade herkamen?

 

Nachdem der Revierführer auch für Port Resolution die Warnung ausgegeben hatte, dass es dort bei hohem Südost-Schwell und starkem Wind auch sehr unruhig werden könnte, entschieden wir uns für die sichere Alternative: zurück nach Analghowhat. Da konnten wir wenigstens sicher sein, die nächsten Tage ruhig schlafen zu können.

 

Als der Entschluss feststand, hieß es auf die Tube drücken. Zunächst einmal musste der Heckanker ohne Leine wiedergefunden und geborgen werden. Dann noch schnell an Land, um unsere Schale in Empfang zu nehmen und uns von Tomas zu verabschieden. Das mit dem Verabschieden klappte dann auch, nur die Schale war nicht fertig. Doch Michel erklärte sich freundlicherweise bereit, die Schale am Abend abzuholen. Die beiden blieben mit ihrem Katamaran nämlich in der Bucht. Da musste Tomas jetzt im Akkord arbeiten, damit er die Schale bis zum Abend fertig hat.

 

Wir tuckerten derweil möglichst dicht unter Land zurück nach Süden und bis auf die letzten 5 Seemeilen, für die wir beinahe eineinhalb Stunden brauchten, ging es sogar mit Wellen und Wind gegenan.

 

Und jetzt gibt’s erstmal ein Sundowner-Bier, auch wenn keine Sonne in dem völlig zugezogenen Himmel auszumachen ist. Und dann freuen wir uns auf eine schöne ruhige Nacht. Wann wir nach Tanna können, darüber machen wir uns dann morgen weitere Gedanken. Den Tanz auf dem Vulkan haben wir eigentlich schon heute Nacht hinter uns gebracht…

 

Bild des Tages:

Tomas schnitzt nicht nur Schalen und Löffel, sondern auch Schiffe. Na ja, zumindest mal Einbäume, wie diesen hier aus einem Brotfruchtbaum. Der Einbaum wir genau an der Stelle aus dem Stamm gehauen, an dem der Baum gefällt wurde. Und erst wenn der Einbaum fertig und damit um mehr als die Hälfte leichter als der ursprüngliche Baumstamm ist, wird er ans Meer geschleppt. Schwer genug ist er dann immer noch und zum Meer sind es auch nicht nur 200 Meter…