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Dienstag 10. März 2015

Mixed results

Unser Standort: Vor Anker in Sorong, dem Höllenloch von Papua, Indonesien

 

Die erste Nacht in Sorong haben wir überlebt. Alles an Deck, was nicht festgeschraubt oder einlaminiert ist, hatten wir unter Deck in Sicherheit gebracht oder festgekettet. Die Luken waren in altbewährter Manier mit unseren Ketten gegen zu weites Aufmachen gesichert und im Niedergang versperrte das Edelstahlgitter Unbefugten den Zutritt.

 

Ob das wirklich alles nötig ist? Wissen wir nicht. Aber alle, wirklich alle berichten von nächtlichem Diebstahl und Boardings. Zwar wird in der Regel nur Benzin oder Diesel geklaut. Aber wir müssen ja nicht unbedingt unangekündigten Besuch im Salon haben, oder?

 

Ansonsten war's nicht so schlimm, sieht man mal vom Schwell der Zillionen Einbäume, Fischerboote, Fähren, Hochgeschwindigkeitskatamarane etc. ab, die alle natürlich in möglichst geringer Entfernung von LA GITANA vorbeifahren wollen. Und möglichst gering heißt in diesem Fall weniger als 10 Meter! Da fällst Du regelmäßig aus der Koje vom Wellenschlag, wenn es ein größerer Pott war.

 

Doch wir sind heute ohnehin fast den ganzen Tag unterwegs, Papierkram erledigen. Den ersten Niederschlag gab es allerdings schon bei Immigration. Nachdem wir sofort von zwei sehr freundlichen Beamten in Empfang genommen worden waren und alle Papiere zusammengetragen und ausgefüllt hatten, bat man uns, Platz zu nehmen und zu warten. Das taten wir geduldig eine Stunde lang. Dann kam Anita, die eine Beamtin, zu uns und eröffnete uns schlechte Nachrichten. Sie hätten riesige Schwierigkeiten mit dem Netzwerk. Und anscheinend müssen unsere Daten nun erst einmal ins System eingegeben und nach Jakarta überspielt werden. Dann erst kann man uns fotografieren und unsere Fingerabdrücke nehmen. Wir sollen am Freitag zum Fototermin wiederkommen und bekommen dann am Montag unsere neuen Visa. Montag??!!

 

Das ist ja eine Woche!! Eine Woche sollen wir in diesem Rattenloch unsinnig auf die Visumsverlängerung warten?! Das kann doch nicht wahr sein. Bitte, bitte nicht. Aber die anderen Segler hatten uns ja gewarnt, dass es hier ewig dauert. Und die erste Verlängerung ist wohl immer die schlimmste. Danach sind die Daten dann im System und es geht flotter.

 

Wir setzen unsere leidende Miene auf (was uns überhaupt nicht schwer fällt) und heulen Anita die Ohren voll. Könnte ja sein, dass es um Bakschisch geht. Geht es aber nicht. Sie will kein Geld, keinen Expresszuschlag, sie haben eben große große Probleme mit dem Netzwerk. Das einzige, was sie uns verspricht, ist, dass sie uns eine SMS schickt, sobald unsere Daten im System sind. Vielleicht klappt es ja vor Freitag. Daumen drücken, Leute! Ganz fest!!

 

Der anschließende Besuch beim Zoll ging dagegen sehr einfach und glatt über die Bühne. Eine Fotokopie von den Schiffspapieren, eine Fotokopie unserer Pässe und ein Foto von LA GITANA in der Anchorage von Sorong. Damit verschwindet der sehr freundliche Beamte und kommt nach einer Stunde mit dem fertigen Schreiben zurück, das wir nun an unseren Agenten emailen, der es weiter zum Einklarierungszollort, in unserem Fall also Manado schickt. Wozu das alles nötig ist, weiß keiner. Aber wenigstens ging das jetzt alles glatt und war sogar noch kostenlos. Und damit haben wir jetzt für drei Monate Ruhe.

 

Das Glas ist also mal wieder halb voll oder auch halb leer, je nach Perspektive. Sehen wir es positiv: ein To Do haben wir weg, für morgen ist Tanken mit James vororganisiert und bei Immigration besteht zumindest Hoffnung, dass es noch diese Woche klappt. Da gönnen wir uns jetzt doch im Saga Supermarkt eine Melone, eine Ananas und noch einiges andere Frischzeug, was wir schon so lange nicht mehr hatten...

 

Bild des Tages:

Der Blick von Bord auf die "Squatter"-Siedlung, vor der wir ankern. Die Leute, die nach Sorong ziehen, um hier ihr Glück zu machen, und die kein Land haben, bauen ihre Häuser einfach auf Pfählen aufs Meer hinaus.