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Donnerstag 15. November 2012

Die Bimsstein-Route

Unser Standort: Unterwegs von Fiji nach Opua, Neuseeland - Tag 5

Noch zu segeln: 631sm

Bereits zurueckgelegt: 485sm

Etmal: 92sm - und damit genauso mickrig wie gestern

 

„Was schwimmt denn da?“, haben wir uns eine ganze Weile gefragt. Seit Tagen segeln wir durch ausgedehnte Felder gelber Kruemel, in denen immer wieder groessere Kugeln schwimmen. Von Golfball- ueber Tennisball- und Fussball- bis zur Basketballgroesse schwimmt hier unglaublich viel Zeugs rum.

 

Dann kamen wir darauf, dass wir irgendwo gelesen haben, Unterwasservulkane in den nicht so sehr weit entfernten Kermadec-Inseln haetten Unmengen an Bimsstein an die Meeresoberflaeche gespuckt. Und wir sind nun genau unter dem Wind von den Kermadecs und der schwimmende Bimsstein von den Vulkaneruptionen wurde wohl hierher getrieben.

 

Man kann sich gar nicht vorstellen, wie viel Material da aus dem Inneren der Erde ausgespien worden sein muss. Denn selbst in 1.000km Entfernung sind noch ganze Teppiche von dem Bimsstein zusammen. Die kleineren Kruemel weht es uns an Deck oder drueckt es die Cockpitabfluesse und Spuelbeckenablaeufe hoch. Wir haben schon eine ganz stattliche Sammlung davon an Deck. Hoffentlich bleibt der schmirgelnde Kruemelstein aber von unserer Seewasserkuehlung des Motors fern. Dem Impeller der Wasserpumpe wuerde der Bimsstein wohl nicht so gut schmecken. Und hoffentlich zerkratzen uns die rauen Steinchen nicht unseren neuen Lack beim Durchsegeln!!

 

Das sind so die Probleme, an denen wir an diesem herrlichen Tag fertig werden muessen. Am Himmel steht kein Woelkchen, das Barometer zeigt wahrscheinlich das erste Mal seit den Kanaren mehr als 1024 hPa. Nach langen Jahren in den Tropen mit der aequatorialen Tiefdruckrinne nie weit entfernt, sind wir nun im Subtropischen Hochdruckruecken angekommen und fahren gerade durch den Kern eines grossen Hochs.

 

Was erstmal richtig klasse klingt, ist aus seglerischerer Sicht der Super-GAU. Denn ein Hochdruckkern bringt nicht nur schoenes Wetter, sondern auch Flaute. Heute geht’s aber nochmal ganz gut mit Segeln, nachdem wir heute frueh den vermaledeiten Strom endlich losgeworden sind. Bei 8kn scheinbarem Wind zieht LA GITANA friedlich unter Vollzeug mit 4kn ihre Bahn gen Sueden. Unsere Lady liegt so ruhig auf dem (ausnahmsweise) friedlichen Pazifik, dass wir mit Porzellan und am Tisch zu Abend essen koennen. Ein echtes Novum!

 

Aufreger des Tages war eine kleine Delphinschule, die uns kurz besuchte. Aber irgendwie waren wir ihnen wohl zu langsam. Und dann kamen noch zwei Yachten an uns vorbeimotort und wir quatschten ueber UKW ein wenig ueber woher und wohin. Die zwei (einer davon identifizierte sich als Katamaran) waren 18 Stunden nach uns in Fiji mit Ziel Neuseeland ausgelaufen, hatten nun aber schon seit Stunden den Hebel auf dem Tisch, um schneller voranzukommen.

 

Wir genossen erst einmal einen herrlichen Segeltag bis zum bitteren Ende. Denn das kam mit dem Sonnenuntergang. Da schlief der Wind vollends ein und wir segeln nun mit fossilem Wind in die Nacht...

 

Und ach ja: Aus Tonga bzw. dem Minerva-Riff sind heute und gestern bestimmt 50 Yachten nach Neuseeland aufgebrochen. Und auch die deutsche Kolonie in Fiji hat sich gestern geschlossen auf den Weg nach Sueden gemacht. Da haetten wir ja auch noch so lange abwarten koennen, anstatt am Wochenende loszusegeln. Aber wie heisst es doch so schoen: Ein gutes Wetterfenster erkennt man am besten immer im Ruecklick. Und so muessen wir wenigstens nicht die ganze Nacht Paranoia schieben, dass uns einer der zwanzig Segler um uns herum gleich ueber den Haufen faehrt.

 

Bild des Tages:

 

Traumsegeln im Sonnenuntergang.