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LOGBUCH

Mittwoch 12. März 2014

Von Zeitfenstern und Terminnöten

Unser Standort: Auf dem Weg vom Nukuoro Atoll ins Puluwat Atoll, Mikronesien

 

Noch zu segelnde Strecke: 97sm

Bereits zurückgelegt: 325sm

Etmal: zufriedenstellende 120sm

 

Mit Groß im ersten Reff und der Normalfock ging’s durch die Nacht und über den ganzen heutigen Tag. Nur ja nicht zu schnell werden, um nicht bei Nacht in Puluwat anzukommen. Gar nicht so einfach bei 20 bis 30 Knoten Wind aus Raumschots, dem schnellsten Kurs. „Zum Glück“ steht wenigstens ein Gegenstrom von einem dreiviertel Knoten, der uns ein wenig abbremst. Leider macht er aber auch die Welle unangenehm steil und hackig, weshalb wir zwischen einem Drei-Meter-Schwell aus Nord, einer anderen alten Dünung aus Nordwest und einer Zwei-Meter-Windsee mächtig hin- und hergeworfen werden.

 

Kein Wunder dass die alten Meister-Navigatoren aus Mikronesien ihren Kurs anhand der verschiedenen Schwellsysteme hier bestimmen konnten, wenn mal keine Sterne für den Sternenkurs erkennbar waren. Wir spüren die Wellensystem auch genau, können sie sogar erkennen. Nur danach steuern geht nicht. Wir werden von den Kreuzseen nur seekrank.

 

Die Landfall-Planung auf den Atollen ist so eine Sache für sich. Nicht nur, dass man sich ja eigentlich auch noch nach den Gezeiten richten muss, um nicht gerade beim größten Gegenstrom mit sich brechenden Stromschnellen in den Pass einfahren zu wollen. Nein, man muss ja bei Tageslicht ankommen, damit man sieht, wohin man fährt. Das schränkt das Zeitfenster für einen Landfall ziemlich stark ein. Denn vor sieben Uhr morgens ist keine ausreichende Sicht, um überhaupt nur an einen Landfall zu denken. Besser wäre es allerdings, man wartet bis neun oder zehn Uhr mit einer Einfahrt in einen Pass.

 

Und dann kommt es darauf an, wie weit es innerhalb der Lagune vom Pass bis zu einem geschützten Ankerplatz ist. Muss man da nochmals fünf oder sechs Meilen zurücklegen und möchte noch eine kleine Sicherheitsreserve von einer Stunde haben, in der man sich den Ankerplatz anschaut und das Ankermanöver fährt, braucht man nicht nach 15 Uhr in ein Atoll einlaufen.

 

Das Zeitfenster, um sicher in ein Atoll einzulaufen, ist somit immer höchstens einen kleinen Spalt weit auf. Von den 24 Stunden eines Tages sind nämlich nur acht oder neun Stunden für einen Landfall möglich. Trifft man dieses Zeitfenster nach einer Seestrecke von über 400sm nicht, muss man eben schon Tage vorher anfangen, die Geschwindigkeit anzupassen, um nicht nachts am Ziel vorbeizuschießen.

 

Auch ohne Filofax und Outlook-Exchange mit Gruppenkalender ist der Segler so von Terminzwängen geplagt. Man hat’s halt nicht leicht, gell?

 

Bild des Tages:

Sieht doch gar nicht so schlimm aus, denk‘ selbst ich mir, wenn ich das Foto anschaue. Und tatsächlich hat der Wind nach viel Regen gegen Abend ein wenig nachgelassen. Dafür kommt er jetzt aus Nord und wir müssen wieder einen Am-Wind-Kurs laufen!!