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Freitag 24. September 2010

Novum nach fünf Jahren auf See

Unser Standort: Unterwegs von Rotuma, Fiji, nach Funafuti, Tuvalu

Bereits gesegelt: 260sm

Noch zu segeln: 40sm

 

Das ist das tolle am Segeln. Man lernt nie aus und auch nach fünf Jahren auf See erlebt man noch Premieren. Heute war eine der ganz besonderen Art.

 

In den frühen Morgenstunden, so gegen 05:30 Uhr, als wir ohnehin schon reichlich von den Squalls und Segelmanövern der letzten Nacht genervt waren, gesellte sich noch die nächste Geisel jedes Seglers an unsere Seite. Ein chinesischer/ taiwanesischer/ japanischer Longliner fuhr mal wieder Kreise um uns herum. Anscheinend gibt es in der Nähe von LA GITANA die besten Tunfische. Ob das allerdings Grund genug ist, zweimal nur eine halbe Seemeile vor unserm Bug durchzufahren, lassen wir mal dahingestellt. Natürlich antwortet der Kahn nicht auf UKW, aber wir sind wenigstens ziemlich sicher, dass er unser Rufen hört und damit weiß, dass jemand in der Nähe ist. Nur für den Fall der Fälle, dass er uns nicht schon längst gesehen hat.

 

Den Tag verbringen wir mit "gemütlichem" Aufkreuzen nach Funafuti. Am Vormittag sind wir aus der SPCZ raus gekommen und der Wind war wieder da. Und wo kommt der nördlich der SPCZ her? Natürlich, aus Nordost. Mit dem nach Südwesten setzenden Strom haben wir keine Chance mehr, Funafuti in einem Schlag zu erreichen. Stattdessen müssen wir nun 70sm ankreuzen. Damit ist auch die für heute erhoffte Ankunft dahin. Aber bis morgen früh sollten wir es schaffen.

 

Aber nun zur Premiere: Wir laufen gerade auf einem schönen Schlag Richtung Südost, als das UKW Funkgerät quakt. Wir verstehen allerdings kein Wort. Zwei Minuten später nochmals. Irgendwer spricht chinesisch oder so. Und dann noch mal. Jetzt verstehen wir Fishing Vessel. Im gleichen Moment entdeckt Michaela an Steuerbord wieder einen Longliner. Hat der UNS gerufen?? Wir fragen mal sicherheitshalber nach. Und tatsächlich, der Fischerkahn hat uns gerufen. Nicht nur antwortet uns ein Fischkutter zum ersten Mal in 5 Jahren. Nein, er ruft auch gleich noch uns!!

 

In unglaublich radebrechendem Englisch fragt uns der südkorenaische Kapitän über woher und wohin aus und es entsteht eine kleine Unterhaltung. Dem guten Mann ist langweilig, die Maschinen stehen still. Wir finden heraus, dass er sich bei uns gemeldet hat, weil wir erst das zweite Schiff seien, das er in der Woche sieht, die er hier jetzt stationiert ist. Er erzählt uns, dass er Lizenzen für Kiribati, Tuvalu und Samoa besitzt und vor 6 Monaten seinen Heimathafen Pesang in Südkorea verlassen hat. Seither haben sie nie wieder Land gesehen!! Kein Wunder, dass der Kapitän lacht, als wir erzählen, dass wir lange 3 Tage unterwegs seien.

 

Das Schiff heißt Dongwon und ist ein Longliner, der nach Tunfisch fischt. Ganz freundlich lädt uns der Kapitän ein, zu ihm rüberzusegeln, er würde eine Schaluppe rausschicken und uns abholen. Dann könnten wir uns ja mal umschauen!! Angesichts der Dünung von 3m verzichten wir aber dankend auf dieses Abenteuer, obwohl es sicher extrem spannend geworden wäre. Dann erzählt er noch, dass sie jetzt hier in der Gegend bleiben bis sie im November nach acht langen Monaten auf See endlich wieder "alongside" gehen dürfen- Und zwar in Suva, Fiji. Irgendwie macht es uns betroffen, mit welchen Entbehrungen Tunfische gefangen werden und dann für ein paar Cent in der Dose beim Discounter über die Theke gehen...

 

Bild des Tages:

 

Noch eine Premiere: Der südkoreanische Longliner Dongwon verfügt sogar über AIS - UND hat es an! Eine besondere Begegnung im Südpazifik.