Listinus Toplisten



SAIL2HELP am Äquator

Ein Lächeln im Kielwasser...

Auf unserer gesamten Reise haben wir schon immer Menschen an unseren Ankerplätzen geholfen, so gut wir konnten, wenn sie Hilfe benötigten. Man glaubt es kaum, aber es gibt noch viele Plätze auf der Welt, wo es am Nötigsten fehlt und an vielen für uns selbstverständlichen Dingen. Leider haben auch wir nur begrenzte Möglichkeiten – sowohl an Ladungskapazität auf LA GITANA wie auch in finanzieller Hinsicht. Daher gründeten wir im letzten Jahr unser Projekt SAIL2HELP, um den Menschen hier im Pazifik besser helfen zu können, wo immer Hilfe gebraucht wird.

Als wir SAIL2HELP ins Leben gerufen haben, war unser Anliegen nicht nur Spenden zu sammeln, sondern auch andere Segler für SAIL2HELP zu gewinnen, die wiederum auf ihre eigene Art und Weise mithelfen können, ein Lächeln im Kielwasser zu hinterlassen.

Viele haben uns geholfen, anderen zu helfen!

Einen Großteil der Direkthilfe vor Ort finanzieren wir nach wie vor aus unserem privaten Budget für die Weltumsegelung. Außerdem fliessen 5 EUR unserer Einnahmen aus den Filmproduktionen (aktuell „Kanton – Das vergessene Atoll“ sowie "Deit deutschen Matrosen aus Tuvalu") in das Projekt SAIL2HELP.

Doch auch unsere Familien, Freunde und Freunde des Logbuches haben uns im letzten Jahr bei SAIL2HELP tatkräftig unterstützt und fast 1.000 EUR gespendet. An dieser Stelle nochmals ganz herzlichen Dank dafür!!! Mit dem Geld haben wir nicht nur die Menschen auf KANTON glücklich gemacht, sondern auch Menschen auf den Inseln Tarawa, Kiribati und Nukufetau, Tuvalu. Selbst hier in dem für pazifische Verhältnisse weit entwickelten Land Fiji gibt es in den ländlichen Dörfern und auf den abgelegenen Inseln immer noch viel Armut.

Unsere Reise geht weiter und wir werden nicht aufhören, den Menschen vor Ort zu helfen, so gut wir können. Dabei hatten wir bereits Hilfe auch von anderen Yachten (nicht alle sind bereits unterwegs) und wir würden uns freuen, wenn es mehr würden.

So haben wir geholfen...

Mit der Gründung von SAIL2HELP lagen uns natürlich die Menschen auf KANTON in Kiribati sehr am Herzen. Sie sind wärend unseres Aufenthaltes von Februar bis Mai 2008 zu unseren Freunden geworden und ihre Nöte kannten wir am Besten. Für sie haben wir im letzten Jahr vorrangig Geld gesammelt, und konnten für sie Dinge einkaufen, die ihren schwierigen Alltag leichter machen sollten.

Als wir im Mai 2008 auf dem Weg nach Samoa waren, beschlossen wir, noch einmal nach Kanton zurück zu segeln um unsere Freunde zu besuchen und ihnen all das mitzubringen, was sie dringend benötigten. Über Kurzwelle nahmen wir Kontakt mit ihnen auf, wie wir dies schon vor unserem ersten Besuch getan hatten. Von den deutschen Yachten „Atlantis“ und „Antje“ hatten wir damals über diese Möglichkeit erfahren, denn auch sie hatten die eine oder andere Bestellung für Kanton an Bord.

In Apia, der Hauptstadt von Samoa, gingen wir also mit den Wunschlisten auf Shoppingtour für Kanton. Generatoren, Batterien, Batterieladegeräte, Hydgrometer und Multimeter standen darauf, denn auf Kanton muss jede Familie selbst für Strom sorgen. Eine zentrale Stromversorgung durch die Regierung gibt es nicht! Doch auch alltägliche Dinge wie Riffschuhe, Taschenlampen, Kochtöpfe, Plastikschüsseln, Solar-Gartenlampen, selbst Kleider für die Enkelin und Büstenhalter für die Ehefrau wurden bestellt. Und natürlich Mehl, Zucker, Kaffee, Tee, Knoblauchpulver, Currypulver, Backpulver u.v.m. haben wir für sie gebunkert. Alles Dinge, die sie aus Tarawa nur schwer beziehen können, denn entweder kommen die bestellten Sachen nicht an (weil die Familie in Tarawa es vergessen hat) oder sie wurden auf dem Schiff geklaut. Noch schlimmer ist, wenn die Sachen bereits uralt ankommen und damit nicht mehr zu gebrauchen sind oder das Versorgungsschiff mal wieder nicht kommt.

Als wir ihre Wunschlisten an Bord hatten, besorgten wir die Dinge, die wir nicht nur für Kanton, sondern auch für Tarawa und andere abgelegene Inseln auf LA GITANA verfügbar haben wollten. Reis, Mehl, Cornedbeef, Nudeln, Tee usw. für „alle Fälle“, aber auch Flipflops, Bestecke, Stoffe, Gummibänder, Taschenlampen, Flickzeug für Fahrräder, LED-Lampen, Angelleinen, hunderte von Angelhaken – um nur ein paar Dinge aufzulisten.

Für die Inselschulen besorgten wir uns viele Schulhefte, Malhefte, Buntstifte, Filsstifte, Bleistifte, Spitzer, Lineale, Scheren u.v.m. – wobei auch hier für uns klar war, dass der größte Teil davon auf Kanton bleiben würde.

Kanton - das vergessene Atoll

Volker installiert einen Solarregler von LA GITANA, damit Brandons Batterien richtig geladen werden

Auf Kanton ist vorallem Wasser das Hauptproblem. Es regnet wenig und das Wasser in den Brunnen, die von der Süsswasserlinse des Atolls gespeist werden, ist bereits brackig. Wie gerne hätten wir eine Wasserentsalzungsanlage dort installiert. Aber eine solche Anlage kostet deutlich mehr Geld als wir hatten. Ohne Regen wächst hier nichts! Nur wenn es mal wieder ein paar Tage geregnet hat und die Wassertanks sind voll, dann gibt es auch wieder mehr zu Essen. Einige Familien haben die im Februar mitgebrachten Pflanzen und Samen genutzt und sich einen kleinen Garten angelegt. Ansonsten müssen die Familien sich mit Fisch und Reis begnügen. Fisch gibt es zumindest im Überfluss, dazu Kokospalmen und im November gab sogar ein paar wiederbelebte Brotfruchtbäume sowie einige Papayabäume.

Wir haben Kanton nicht vergessen! Wir kamen zurück und konnten ihnen so nicht nur mit unserem Großeinkauf helfen, sondern ihnen mit den Spenden aus SAIL2HELP weitere nützliche Dinge mitbringen, für die sie kein Geld mehr hatten. Die Rießenmenge an Waren konnte LA GITANA aber nicht mehr alleine transportieren. Hier waren auch wir auf Hilfe angewiesen. Diese fanden wir in MONJA, einer befreundeten Yacht aus Österreich, die die Zyklonensaison in Kanton verbringen wollte. Herwig & Monika haben sich sofort bereit erklärt, die Hälfte des Einkaufs mit nach Kanton zu nehmen und einen Teil der Wunschlisten selbst einzukaufen. Nochmals herzlichen Dank an die beiden!

SAIL2HELP heisst aber nicht nur „Geschenke“ zu verteilen, sondern auch persönlich Hilfe zu leisten, wenn es darum geht, z.B. defekte Dinge wieder in Gang zu bringen. Wie wir aus leidvoller eigener Erfahrung wissen, geht alles, was kaputt gehen kann, auch kaputt. Und es gibt kaum jemanden auf den Inseln, der die kaputten Dinge wieder instand setzen kann. Auf Kanton waren es vorallem Probleme mit den Batterien, Solarpanelen, Generatoren, Fernseher oder DVD-Spieler die gelöst werden mussten. Wer glaubt, dass man auf einer Insel keinen Fernseher oder DVD-Spieler benötigt, der irrt – denn abends einen Film anschauen ist die einzige Abwechslung, die sie dort haben!

40.000 Menschen drängen sich auf Tarawa

Tarome ist stolz auf ihre neuen Sachen, besonders den Rucksack!

Auf Tarawa, der Hauptinsel Kiribatis, waren es vorallem defekte Waschmaschinen, die Volker reparieren sollte. Natürlich glaubte man zwar, Volkers Wunderhände könnten auch Laptops oder Videokameras heilen, aber Wunderhände haben wir leider nicht ;-) Dass es bei 40.000 Menschen auf der Insel nicht einen Mechaniker gibt, der Waschmaschinen reparieren kann, hat uns doch sehr erstaunt. Aber wie sollen sie dort reparieren, wenn es kaum Werkzeug und Ersatzteile gibt...

Als wir im Januar weiter nach Tarawa segelten, gab es eine neue Form der SAIL2HELP-Hilfe. Bislang hatten wir für lange Strecken nie Passagiere an Bord! Zum ersten Mal machten wir hier eine Ausnahme und nahmen Takoi, die Frau des Katechisten sowie ihre beiden Kinden an Bord. Tarome, die elfjährige Tochter musste nach Tarawa auf die weiterführende Schule und natürlich gab es mal wieder kein Schiff, das rechtzeitig zu Schulbeginn in Tarawa sein würde. So kam Tarome rechtzeitig zur Schule und ihre Eltern konnten 300 Dollar Fahrpreis sparen.

Auf Tarawa sollte es deutlich besser zu gehen als auf Kanton. So glaubten wir. Wir wurden eines Besseren belehrt. Denn auch dort gibt es viele arme Familien, die zwar reich an Kindern sind, aber wenig Geld zum Leben haben. Auf Tarawa herrscht die Geldwirtschaft und alles muss gekauft werden. Sogar das Feuerholz zum kochen! 40.000 Menschen leben auf Tarawa eng aufeinander gedrängt und die Versorgung ist schwierig, wenn man kein Geld hat. Fisch gibt es kaum noch in der Lagune und muss ebenfalls teuer eingekauft werden, Kokospalmen stehen auch nicht in jedem Garten, geschweige denn Brotfruchtbäume oder Taropflanzen. Ohne Geld kann man hier kaum überleben. Und Arbeit gibt es kaum!

Trotzdem wurden wir bei den Familien unserer Freunde aus Kanton sehr verwöhnt. Gastfreundschaft ist fester Bestandteil ihrer Kultur und es gibt nichts wichtigeres als für den Gast gut zu sorgen. Auch wenn man wenig Geld hat! Man gibt, was man kann und wir haben gegeben, was wir konnten. Wir haben Lebensmittel eingekauft oder Lily, Paenius Mutter, Stoff sowie Häkelgarn besorgt, damit sie sich mit Näharbeiten ein bisschen Geld verdienen konnte. Aus dem SAIL2HELP-Fond haben wir für nur 14 EUR Taromes Schulausstattung kaufen können: einen Rucksack, ausreichend viele Schulhefte und Stifte, die sie sich aussuchen durfte. Für sie war es das erste Mal, dass sie für sich einkaufen durfte – ihr glückliches Gesicht werden wir nie vergessen!

Die Schulsachen, die wir in Samoa besorgt hatten, blieben zum Großteil in der Schule auf Kanton. Aber auch hier in Tarawa gab es Bedarf. Tamala, Nanisenis Tochter, hatte eine Vorschule mitgegründet, die für Kinder gedacht war, deren Eltern sich die staatliche Vorschule nicht leisten können. Natürlich wurde diese private Vorschule von der Regierung nicht unterstützt und die beiden Lehrerinnen suchten verzweifelt nach „Lehrmaterial“. Tamala strahlte als wir ihr die Malbücher, Bunt- und Filzstifte überreichten und erzählte uns täglich, wie sehr sich die Kinder darüber gefreut haben.

Nukufetau – nah am Paradies!

Auf Nukufetau, in Tuvalu, schien es uns, dass unsere Hilfe nicht ganz so stark benötigt wird. Hier gab es zumindest ausreichend Wasser (es regnete ja auch täglich) und damit große Kokospalmen mit vielen Nüssen, Poulaka (stärkehaltige Wurzel als Kartoffelersatz), Taro, Laulu und Pele (Blätter, die als Gemüse gekocht werden konnten), Brotfrüchte, Papayas, Bananen und ausreichend Fisch. Alle Familien hatten einen Seemann, der auf einem deutschen Schiff arbeitete und Geld nach Hause schickte. Sie lebten in Palagi-Häusern, hatten Boote mit Aussenbordmotoren und es schien ihnen gut zu gehen. Erst wenn man ein paar Wochen dort verbracht hat, sieht man dass es im Paradies nicht ganz so paradisiesch zu geht. Unsere Adoptivfamilie lebte von nur 200 AUS $ im Monat und muss davon nicht nur die Großfamilie ernähren, sondern damit auch Schulgeld, Benzin, Kerosin usw. bestreiten. Es kam der Tag, an dem Ionatana nicht mehr fischen gehen konnte, da er kein Geld für Benzin hatte. Wenn er nicht fischen gehen kann, kann er kein Geld verdienen und hat keinen Fisch für die Familie und das bevorstehende Geburtstagsfest. Natürlich haben wir ihm unseren Benzintank geliehen, damit er Fisch und Kokoskrabben fangen konnte. Und natürlich haben wir ihm auch Angelhaken dazu gegeben und eine „Toolbox“ für seine Köder geschenkt, damit er noch mehr Fisch fangen kann. Wie schon auf Kanton und Tarawa waren wir auch hier viele Wochen lang zu Gast in der Familie – wurden mit Essen, Tee und Trinknüssen versorgt, so wie es ihre Kultur verlangt. Für uns war es daher selbstverständlich, dass wir uns am Ende unseres Besuches mit vielen Dingen aus unseren Bordvorräten bei ihnen bedankt haben. Nach drei Wochen zusammen leben wussten wir auch, was ihnen alles fehlte. Aus dem SAIL2HELP-Vorrat gab es eine Thermoskanne, eine Machete und eine dringend benötigte Taschenlampe als Geschenk. Besonders gefreut hatte sich Toata, Ionatana’s Mutter, als Volker es schaffte, dass der uralte Fernseher wenigstens ein paar Tage funktionierte. Plötzlich konnte Volker sich vor Reparaturaufträgen nicht mehr retten. Immerhin schaffte er es noch rechtzeitig Ionatanas Aussenborder soweit zu richten, dass er zumindest lief und nicht ständig ausging. Mehr konnte Volker ohne Ersatzteil nicht erreichen...

Die Bilanz unserer SAIL2HELP Aktionen ist sicher mehr als positiv! Wir konnten den Menschen auf den Inseln ein wenig in ihrem Alltag helfen, und sie mit ein paar Geschenken und Gesten glücklich machen! Mehr SAIL2HELP Fotos gibt es bald in der Fotogalerie!

Allen, die uns bisher bei SAIL2HELP geholfen haben, möchten wir heute noch einmal ganz herzlich dafür danken!!! Ohne Euch wäre das in dieser Form nicht möglich gewesen!

 

So ziehen wir bald weiter zu den nächsten Inseln - mit einem Lächeln im Kielwasser...